Peter F. Weitzel

Was ist die Hormontherapie bei Prostatakrebs?

Die Hormontherapie ist eine Behandlungsoption bei Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium. Sie beruht auf der Annahme, dass die Unterdrückung des Hormons Testosteron das Krebswachstum hemmt.

Erfahren Sie in diesem Artikel, welche Therapievarianten angewendet werden, ob eine Hormonbehandlung für Sie infrage kommen kann und welche Nebenwirkungen Sie dann möglicherweise in Kauf nehmen müssen.

Wie funktioniert die Hormontherapie?

Die Medizin ging seit der Entdeckung dieses Zusammenhangs durch den amerikanischen Chefarzt Charles Huggins (Nobelpreisträger 1966) am Ben-May-Laboratorium in Chicago im Jahr 1941 (!) davon aus, dass das männliche Wachstums-, Sexual-, Antriebs- und Aggressions-Hormon Testosteron als maßgeblicher Beschleuniger von Prostatakrebs anzusehen ist. Das Hormon wird vorwiegend in den Hoden und zu etwa 10% in den Nebennieren gebildet.

Die Vermutung kam zustande, weil bei Eunuchen (kastrierten Männern) zu keiner Zeit jemals ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde. Das wirft natürlich Fragen auf.

Wo fand man denn zu dieser Zeit eine repräsentative Auswahl an Eunuchen im entsprechenden Lebensalter, die sich der Medizin, möglichst auch noch über einen langen Zeitraum, zur Beobachtung zur Verfügung stellten? Wo lebten denn so viele Eunuchen, die der westlichen Medizin zugänglich waren?

Selbst wenn dieser Zusammenhang recht verwunderlich erscheint, so war diese Tatsache bis September 2009 immerhin wissenschaftliche (!) Lehrmeinung und Basis jeder Hormontherapie:

Wird einem am Prostatakarzinom erkrankten Mann das Testosteron entzogen, so kommt der Krebs mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Stillstand und bildet sich im günstigsten Fall sogar zurück. Die Folge: Eine höhere Lebenserwartung und -qualität.

Prostatakrebs Hormontherapie: Unterdrückung des Hormons Testosteron

Charles Huggins selbst hat seine Entdeckung nach der Verleihung des Nobelpreises revidiert und zugegeben, dass die Erscheinung zwar stimmt, er aber die falschen Schlussfolgerungen daraus gezogen hat.

Wer sich mit der Thematik beschäftigt, weiß heute, dass es nicht das Testosteron ist, was den Prostatakrebs beflügelt, sondern das durch die Aromatase in Östradiol und Östriol (auch Estradiol E2 und Estriol E3) umgewandelte Testosteron sowie sein Derivat Dehydrotestosteron.

Letzteres ist übrigens auch für die Glatzenbildung verantwortlich und nicht das eigentliche Testosteron.

Aber fragen wir mal unseren Urologen. Ein halbes Jahrhundert nach Huggins‘ eigenem Widerruf und zahllosen gegensätzlichen Studien ist immer noch das Testosteron schuld. Davon sind sogar viele junge Urologen felsenfest überzeugt.

Ja, selbst der Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums hinkt den inzwischen gesicherten Erkenntnissen um mindestens 20 Jahre hinterher.

Was wir Wissenschaft nennen, ist jeweils immer die gerade geltende Lehrmeinung, die regelmäßig durch die eigenen neuen Erkenntnisse früher oder später widerlegt wird, also der aktuelle Irrtum.

Bei der Prostatakrebs Hormontherapie werden gegenwärtig vier Wege mit unterschiedlichen Ansätzen, aber mit dem gleichen Ziel beschritten, die ich hier skizzieren möchte. Ausführlichere Infos lesen Sie in meinem Ratgeber Prostatakrebs.

Weg A einer Hormonbehandlung: Entzug von Androgen

Der einfachste und radikalste Weg ist der Androgen-Entzug mittels einer operativen Hodenentfernung bzw. -ausschälung (chirurgische Kastration) oder aber die Gabe von sogenannten GnRH-Analoga (medikamentöse Kastration).

Bei Letzterer wird im Hypophysenvorderlappen eine Steuerung für eine überhöhte, maximale Testosteronproduktion in den Hoden so lange ausgelöst, bis sie vollkommen erschöpft ist. Und zwar acht bis zehn Tage lang bei einer zusätzlichen Antiandrogen-Gabe, damit der Prostatakrebs in dieser Zeit angeblich nicht zusätzlich angeregt wird.

Eine solche Hormonentzugstherapie ist zum Glück nicht endgültig, sondern nach dem Absetzen der Medikamente reversibel.

Weg B: Die Gabe weiblicher Hormone

Der zweite Weg einer Hormontherapie ist die Verabreichung weiblicher Hormone (Östrogene, Gestragene und synthetische Mittel; ebenfalls medikamentöse Kastration). Diese können aber aus Verträglichkeitsgründen nicht in den hohen Dosen gegeben werden, die eine Krebsbekämpfung über die Stabilisierung hinaus erforderlich machen würde.

50% der Probanden einer Studie an Armee-Veteranen in den USA verstarben nach hohen Dauergaben von weiblichen Hormonen an Herzinfarkt oder Schlaganfall – genauso viele, wie in der Komplementärgruppe ohne solche Medikamente an Prostatakrebs gestorben sind.

Daraus hat man gelernt, dass eine solche Hormontherapie sehr sensibel, individuell ausgewogen und in Kombination mit anderen Verfahren angewendet werden muss. Trotzdem ist die Belastung durch schier unerträgliche Hitzewallungen und eine schmerzhafte Brustbildung bei den betroffenen Männern recht enorm.

Das Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Thrombosenrisiko ist deshalb hoch, weil das Blut verdickt und die Patienten ja auch keine jungen und gesunden Burschen mehr sind. Für die Leber kann diese Methode mit erheblichen Schädigungen verbunden sein.

Peter WeitzelProstatakrebs – was nun?

Bestsellerautor Peter Weitzel rät:

"Überstürzen Sie nichts und lassen Sie sich keinesfalls zu einer Operation, Bestrahlung oder Hormontherapie drängen – es drohen Impotenz, Libidoverlust und schwere Spätfolgen. Diese schonenden Behandlungs-Alternativen sollten Sie daher unbedingt kennen." Jetzt informieren…

Weg C: Hormontherapie mit Antiandrogenen

Der dritte Weg ist die Anwendung von nichtsteroidalen Antiandrogenen. Diese basieren nicht auf Hormonen und lösen damit auch nicht die unerträglichen Nebenwirkungen aus. Vielmehr werden hier nur noch die Rezeptoren des Testosterons blockiert.

Die Krebszellen erkennen nach dieser Lehrmeinung das Testosteron nicht mehr und fühlen sich von der Versorgung davon abgeschnitten. Die Wirkung soll damit dieselbe sein, aber hier zum Glück ohne die gravierenden Nebenwirkungen.

Natürlich wirkt in der Medizin nichts und unter allen Umständen nur positiv. Die Potenz bleibt aber bei dieser Form der Hormontherapie mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten.

Weg D: Hormonbehandlung durch Androgen-Synthese-Blocker

Bleibt der vierte Weg. Dies sind Mittel, die unter der Bezeichnung Androgen-Synthese-Blocker zusammengefasst sind. Sie beschleunigen, vereinfacht dargestellt, die natürliche Umwandlung des Testosterons in Östrogen, genauer in Östron (Aromatase), wodurch das Testosteron neutralisiert und die gleiche Wirkung erzielt werden soll.

Der männliche Körper tut das natürlicherweise bei jungen, gesunden Männern nämlich auch dann, wenn das ausgeschüttete Testosteron nicht gebraucht wird, um dessen Spiegel auf seinem Niveau zu halten.

Leider findet dieser Umwandlungsprozess, eben diese Aromatase, im fortschreitenden Lebensalter beim Mann verstärkt statt, was seine nachlassende Potenz, Kraft, Konzentrationsfähigkeit aber auch Fettansatz und Müdigkeit erklärt.

Die 3-fache Hormonblockade nach Bob Leibowitz

Dr. Bob Leibowitz ist ein amerikanischer Arzt, der in Los Angeles praktiziert. Er ist ein kategorischer Gegner aller radikalen Prostatakrebstherapien. Im Gegenteil, er hält jeden Eingriff für einen Auslöser des schnellen Krebswachstums.

Leidenschaftlich bestreitet Leibowitz die Wirksamkeit jeder Operation an der Prostata und sucht nach Meinungsgegnern, die ihm einen Gegenbeweis liefern sollen.

In sehr ausdrucksstarken Worten spricht er sich ebenfalls gegen die in den USA wohl noch öfter als hier praktizierte Methode der barbarischen Hodenentfernung aus. Nun wäre er aber ein schlechter Kritiker, wenn er nicht eine Lösung parat hätte. Und die lautet: 3-fache Hormonblockade.

Nach seinen Angaben hat er damit schon sehr vielen Patienten geholfen und große Erfolge erzielt. Die Wirkung beruht auf einer bestimmten Medikamentenkombination, die auch die bisher hormonresistenten Krebszellen entweder für das Immunsystem kenntlich macht oder sie direkt vernichtet. Er scheint empirisch auf diese Kombination gekommen zu sein, denn es fehlen alle Angaben zur Wirkungsweise.

Seine Behandlung beinhaltet eine monatliche Vorstellung der Patienten mit einer ärztlichen Untersuchung, einem Laborstatus und der Verabreichung von einer Zoladex- oder Enantone/Trenantone-Spritze.

Zwischendurch nimmt der Patient täglich eine Tablette Proscar 5 mg und 8-stündlich zwei Kapseln Eulixen (Flutamid) 125 mg. Nach einer Einnahme der Medikamente über 12 bis 14 Monate braucht anschließend nur noch Proscar eingenommen zu werden.

Bei 40% seiner Patienten, die sich bereits nach sechs bis acht Monaten Hormonblockade anschließend doch noch für eine Prostataentfernung entschieden haben, sollen keinerlei Krebsspuren mehr zu erkennen gewesen sein. Damit wäre die Operation unnötig gewesen.

Was sind die Nebenwirkungen einer Prostatakrebs Hormontherapie?

Die häufigsten Nebenwirkungen einer Hormontherapie sind nach den Erfahrungen der Patienten

  • Hitzewallungen,
  • Gewichtszunahme,
  • Depressionen,
  • Libidoverlust und
  • Impotenz.

Ob und wie stark sie auftreten, hängt von den verwendeten Medikamenten ab.

Bei einigen Anwendungswegen führen sie außerdem zur Verweiblichung des männlichen Körpers mit erheblichen physischen Belastungen, organischen Schädigungen und können schwere seelische Probleme bis hin zu Veränderungen der Persönlichkeit verursachen.

Als Spätfolgen gelten

  • Knochenschwund (Osteoporose),
  • Herzinfarkt,
  • Schlaganfall und
  • viele altersbedingte Krankheiten, die sich sonst erst viel später eingestellt hätten.

Das Fazit: Ja oder Nein zur Hormontherapie?

Testosteron ist das wertvollste Männerhormon. Sein Spiegel im Blut bestimmt darüber, ob wir uns wie ein kräftiger Jüngling oder wie ein alter Tattergreis fühlen.

Testosteron erklärte man bisher, nach besagter Theorie aus dem Jahr 1941, für die Entstehung und das Wachstum des Prostatakrebses als maßgeblich verantwortlich, was man heute als völligen Nonsens bezeichnen kann (siehe S3 Leitlinie Prostatakrebs vom Urologenkongress im September 2009 in Dresden).

Das Verhindern eines Kontaktes des Testosterons mit den Krebszellen soll das Prostatakrebswachstum weitgehend einschränken, eventuell sogar zum Stillstand bringen.

Weil etwa 20% der Prostatakrebszellen nicht auf einen Testosteron-Entzug reagieren, ist die Wirkung nur zeitlich begrenzt, soll jedoch die Lebenserwartung deutlich verlängern.

Die erheblichen, teilweise noch schlimmeren Nebenwirkungen und Belastungen als bei den anderen Therapien, werden den Patienten jedoch weitgehend verschwiegen oder sind den Ärzten nur ungenügend bekannt.

Nun sollte man denken, Kombinationen der verschiedenen Möglichkeiten der Hormontherapie würden wesentlich besser wirken. Diese Erwartungen erfüllen sich in der Praxis, warum auch immer, jedoch leider nicht.

Deshalb sollte die ganze Hormontherapie wissenschaftlich und vor allem ganzheitlich noch einmal überarbeitet werden. Schwachpunkt der Schulmedizin ist jedoch immer die isolierte Betrachtung von Einzelvorgängen, die im Zusammenwirken gänzlich anders ablaufen können.

Wenn Sie persönlich eine Hormontherapie in Erwägung ziehen, dann sollten Sie dieses wissen:

Möglicherweise gibt es weitaus bessere Möglichkeiten zur Behandlung Ihres Prostatakrebses. Mehr dazu lesen Sie in meinem Ratgeber Prostatakrebs.

Häufige Fragen zur Hormontherapie bei Prostatakrebs

Wie wirkt die Hormontherapie?

Die Hormontherapie wirkt, wenn überhaupt, fast ausschließlich nur symptomlindernd (palliativ) und nicht heilend (kurativ). Der Tumor und gegebenenfalls vorhandene Metastasen werden dabei nur gebremst.

Wie lange dauert eine Hormonbehandlung bei Prostatakrebs?

Eine Hormonbehandlung dauert in Abhängigkeit von der Variante und den eingesetzten Medikamenten von sechs Monaten (Kurzzeittherapie) bis zu drei Jahren und mehr (Langzeittherapie).

Für wen kommt ein Hormonbehandlung infrage?

Neben der externen Bestrahlung und der HDR-Brachytherapie wird die Hormontherapie für späte Prostatakrebsstadien als effektive Methode gesehen, auf die die Mehrheit der Patienten ansprechen soll. Meist soll damit ein Stillstand des Krebswachstums und eine Verbesserung der Beschwerden verbunden sein.

Peter WeitzelProstatakrebs – was nun?

Bestsellerautor Peter Weitzel rät:

"Überstürzen Sie nichts und lassen Sie sich keinesfalls zu einer Operation, Bestrahlung oder Hormontherapie drängen – es drohen Impotenz, Libidoverlust und schwere Spätfolgen. Diese schonenden Behandlungs-Alternativen sollten Sie daher unbedingt kennen." Jetzt informieren…

Prostatakrebs