Was ist die Hodenentfernung bei Prostatakrebs?
Die Hodenentfernung oder Orchiektomie, wie es statt Kastration fachmännisch viel freundlicher heißt, wird in der medizinischen Literatur und Praxis als Mittel zum Stopp eines eher fortgeschrittenen Prostatakarzinoms gesehen.
Diese Operation basiert auf der Lehrmeinung, dass der Entzug des männlichen Hormons Testosteron, welches überwiegend in den Hoden gebildet wird, das Prostatakrebs-Wachstum bremst.
Erfahren Sie in diesem Artikel, wie die Hodenentfernung abläuft, ob eine solche OP für Sie infrage kommen kann und welche gravierenden Folgen Sie aller Voraussicht nach erwarten.
Wie funktioniert die Hodenentfernung?
Die Hodenentfernung zur Blockierung der natürlichen Testosteronproduktion hat im Gegensatz zu den üblichen Eingriffen bei Prostatakrebs nur sekundären Charakter. Das heißt, die angebliche Wirksamkeit wird nicht durch die Operation selbst, sondern erst durch deren Folgen erzielt.
Was würde uns nun im Falle einer Hodenentfernung oder Ausschälung praktisch erwarten?
In Rückenmarksanästhesie werden zunächst das Scrotum (Hodensack) und später die beiden Hodenhüllen durch einen senkrechten Schnitt geöffnet. Feste Schale, weicher Kern, beschreibt wohl den Aufbau des Hodens am besten. Somit wird nun der weiche, testosteronbildende Kern stumpf von der umgebenden Bindegewebshülle abgeschoben und elektrisch abgebrannt.
Mit dem Vernähen durch eine fortlaufende Naht und Schließung des Hodensacks ist der Eingriff beendet. Die Primärfolgen dieser eher kleinen Operation sind in wenigen Tagen überwunden, die Nach- und Nebenwirkungen auf den gesamten Körper kommen erst später.
Neben der rigorosen Entfernung der Hoden können heute nach einer verbesserten Operationsmethode (Plastische subkapsuläre Orchiektomie nach Riba) Samenleiter, Nebenhoden und Hodenhüllen durchaus erhalten bleiben.
Es werden in einer nicht so schweren Operation lediglich die samen- und testosteronerzeugenden Funktionszellen aus den Hoden, ähnlich dem Dotter aus einem gekochten Ei, stumpf ausgeschält und die Hoden, nunmehr funktionsuntüchtig, in den Hodenhüllen wieder verschlossen und im Hodensack belassen.
So bleibt die Männlichkeit nach der Kastration zumindest scheinbar und kosmetisch erhalten, was dem Mann den Aufenthalt in Freibädern und Saunen wenigstens ohne Schamgefühle ermöglicht.
Allmählich werden die stillgelegten Hoden jedoch kleiner, weil der Körper das nun funktionsuntüchtige Gewebe als überflüssig erkennt und abbaut. Durchaus üblich sind heute künstliche Ersatzhoden, wie sie vorwiegend nach Hodenkrebs-Operationen eingesetzt werden.
Was sind die Nebenwirkungen und Folgen einer Hodenentfernung?
Inkontinenz haben wir bei einer Hodenentfernung nicht zu befürchten. Dafür liegt ein ganz erhebliches Risiko für eine Osteoporose (Knochenschwund) vor.
Nach Angaben aus den USA erleiden 50% der so behandelten Männer Risse in der Wirbelsäule mit Lähmungserscheinungen oder unerklärliche Brüche der Hüften und Extremitäten innerhalb von 10 Jahren nach dieser Operation.
Und welcher Preis ist noch zu zahlen?
Als Eunuch verweiblichen wir, ohne jedoch eine Frau zu werden. Nach und nach bilden sich unsere primären und sekundären Geschlechtsmerkmale zurück oder um. Verstärkter Haarwuchs wäre vielleicht nicht so schlimm, eine wachsende Brust schon. Wir verlieren den Männerstatus und erzielen keinen Frauenstatus. Wir werden biologisch zum Neutrum.
Zum Geschlechtsverkehr verlieren wir völlig den Trieb. Er ist auch konstitutionell gar nicht mehr möglich. Wir bekommen eine weibliche Stimmlage und zeigen nach und nach immer weiblicheres Verhalten. Der Testosteronspiegel liegt dann sogar unter dem von gesunden Frauen im entsprechenden Alter.
Dominanz und Durchsetzungsvermögen entwickeln sich prinzipiell zu Anpassung und Zurückhaltung. Vergesslichkeit und Hilflosigkeit ergreifen dann schleichend von uns Besitz.
Bestsellerautor Peter Weitzel rät:
"Lassen Sie sich keinesfalls zu einer Operation drängen – es drohen Impotenz, Libidoverlust und schwere Spätfolgen. Diese schonenden Behandlungs-Alternativen sollten Sie daher unbedingt kennen."
Unser Geist kann sich mit solch abrupten Veränderungen nicht so schnell abfinden. Die ungeheuer belastende physische und psychische Umstellung dauert sehr lange, wenn sie überhaupt je bewältigt werden kann.
Depressionen mit Weinkrämpfen stellen sich vielfach ein. Suizidgedanken sind in dieser Phase nicht selten und werden oft genug realisiert.
Unser Selbstverständnis definiert sich doch hauptsächlich über unser Geschlecht. Und unser männliches Geschlecht definiert sich über intakte Geschlechtsorgane und einen angemessenen Hormonspiegel an Testosteron. Die Orchiektomie, als unwiderrufliche Kastration, hat für einen Mann daher barbarischen Charakter.
Das Fazit: Ja oder Nein zur Hodenentfernung bei Prostatakrebs?
Einige Prostatakrebszellen, etwa 20%, zeigen auf Hormonentzug keinerlei Wirkung. So kommt es zwar beim Testosteronentzug zu einer recht langen Stabilisierung der Symptome, nach etwa zwei Jahren kann es aber wieder zum Wachstum durch die Durchsetzung der nicht auf Entzug reagierenden Krebszellen kommen.
Außerdem liefern die Nebennieren einen Anteil von 8 bis 10% an Testosteron, der operativ nicht zu unterbinden ist. Somit überlagern sich zwei ungünstige Faktoren.
Leider wird in den meisten Fällen viel zu schnell gehandelt und operiert. Die medizinischen Ereignisse überholen bei den Patienten meist die geistige Erfassung der ganzen Tragweite eines solchen Schrittes.
Die geschürte Angst vor Krebssiechtum und Tod überdeckt beim uninformierten Mann meistens das rationale Denken und verleitet zu einem zu schnellen und unbedachten Einverständnis zur Hodenentfernung. Doch der Patient bleibt am Leben und die ärztliche Kunst hat anscheinend wieder gesiegt.
Außerdem bringt die Operation Geld. Und für die Krankenkassen ist die Hodenentfernung bei Prostatakrebs eine relativ günstige Methode, weil fast keine Folgekosten entstehen.
Selbst als allerletzte Möglichkeit und im höheren Alter ist diese barbarische Methode wegen der medizinischen Fragwürdigkeit und den gravierenden psychischen Folgen strikt abzulehnen.
Denn heute gibt es weitaus bessere Möglichkeiten zur Behandlung Ihres Prostatakrebses. Mehr dazu lesen Sie in meinem Ratgeber Prostatakrebs.