Peter F. Weitzel

Wie erfolgt die Diagnose von Prostatakrebs?

Um Prostatakrebs zu diagnostizieren, gibt es mehrere Methoden. Die wichtigsten sind:

  1. Die konventionelle Tastuntersuchung,
  2. der PSA-Test,
  3. die Transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS),
  4. die Prostatabiopsie (Gewebeentnahme),
  5. die DNA-Bildcytometrie (DNA-ICM),
  6. die Skelettszintigrafie und
  7. die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mp MRT)

Im Rahmen dieser Untersuchungen kann der Arzt zudem feststellen – sofern die Diagnose überhaupt positiv ausfällt – ob sich der Prostatakrebs noch im Frühstadium befindet, oder ob er bereits fortgeschritten ist und eventuell Metastasen gebildet hat.

Erfahren Sie in diesem Artikel, wie diese Untersuchungen im Einzelnen ablaufen und wie zuverlässig sie in Bezug auf eine richtige Diagnose sind. Denn früh erkannt, ist das Prostatakarzinom gut heilbar.

Die konventionelle Tastuntersuchung – eine erste Diagnose

Bei der einfachen Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung, kurz: DRU; lat. digitus = Finger) wichtig ist vor allem die Kompetenz des Arztes. Es sollte ein Spezialist sein, der über genügend Erfahrungen verfügt und Zugang zu modernem Gerät hat.

Natürlich steckt uns auch jeder Haus- oder Landarzt gerne den Finger in den Hintern und teilt uns selbstsicher seine Diagnose mit. Wir sollten jedoch wissen, dass selbst beim erfahrenen Urologen die Trefferquote bei der Tastuntersuchung weit unter 50% liegt.

Ein guter Urologe wird zunächst das Gespräch auf das seelische und körperliche Wohlbefinden, Vorerkrankungen bis hin zu direkten Beschwerden suchen (Anamnese). Die Schwester hat bereits Blut und Urin entnommen und wird es an ein Labor senden. Dabei wird eine ganze Liste von Werten ermittelt.

Zum Ablauf:

Stehend, mit den Ellenbogen auf die Untersuchungspritsche gestützt oder in Seitenlage mit angezogenen Knien, lassen wir die Tastuntersuchung mit dem Doktorfinger im Enddarm über uns ergehen.

Optimal ist, so weiß man heute, die Knieend-Vornüber-Haltung, wobei wegen dem venösen Abfluss das Herz unter dem Niveau der untersuchten Prostata liegen soll. Der natürlichen Abwehrspannung wirken wir durch bewusste und totale Entspannung entgegen. So ist es leichter zu ertragen und der Arzt kann besser fühlen.

Den guten Urologen erkennen wir an der äußerst vorsichtigen Vorgehensweise beim Betasten der Prostata. Allein durch die massierende Wirkung des Fingers können Hunderttausende von eventuellen Krebszellen durch die feinen Kapillaren der Prostata über Lymph- und Blutbahnen in den Kreislauf gelangen, wo sie sich an anderen Stellen wieder festsetzen können.

Noch 48 Stunden nach dem Betasten ist der Blutspiegel der sogenannten sauren Phosphatase deutlich erhöht. Ein messbares Kriterium für die schädlichen Wirkungen einer solchen Untersuchung.

Das Tastergebnis ist viel zu grob, als dass bereits hier eine eindeutige Diagnose und Prognose gestellt werden könnte. Zudem liegen die gefürchteten Knötchen sowieso nur in weniger als der Hälfte aller Fälle innerhalb des tastbaren Bereiches in der hinteren Prostatahemisphäre.

Der PSA-Test – zur endgültigen Diagnose nicht geeignet

Ergibt sich aufgrund vorhandener Symptome oder der Tastuntersuchung ein Krebsverdacht, wird der Arzt regelmäßig einen PSA-Test durchführen.

Denn eine erhöhte Konzentration des PSA (prostataspezifisches Antigen) im Blut wurde und wird gerne als Hinweis für einen vorhandenen Prostatakrebs gesehen. Der PSA-Wert ist dahingehend jedoch äußerst unzuverlässig.

Prostatakrebs Diagnose: Bestimmung des PSA-Werts

Zu welchen fatalen Folgen eine ausschließlich auf einem PSA-Test gegründete Diagnose und eine darauffolgende Therapie oder Operation führen kann, habe ich in einem separaten Artikel ausgeführt: PSA-Wert: Prostatakrebs-Alarm, wenn er zu hoch ist?

Die Diagnostik per Transrektaler Ultraschalluntersuchung (TRUS)

Eine qualifizierte Ultraschalluntersuchung (TRUS) sollte heute das Standardverfahren für die Diagnose von Prostatakrebs sein.

Die Untersuchung findet im Liegen statt. Zunächst wird über den Unterbauch und die Nierengegend observiert und so der Allgemeinzustand der Harnorgane abgeklärt.

Mit einer speziellen Sonde im Rektum (Enddarm) kann dann die Prostata bildlich dargestellt werden. Seiten- oder Rückenlage erleichtern dem Arzt die Manipulation mit dem Gerät. Entspannung ist auch hier das Mittel, die Situation zu ertragen. Es ist zwar unangenehm, aber auszuhalten.

Mit diesem speziellen Ultraschallverfahren kann der erfahrene Urologe die Prostata nun per Computer vermessen und über ein Umrechnungsverfahren ihr Gewicht bestimmen.

Um die 20 Gramm soll die Prostata eines jungen Mannes im gesunden Zustand wiegen. Über die Jahre kann aus der ursprünglichen Kastaniengröße eine Mandarinengröße werden, ohne dass eine Unregelmäßigkeit vorliegen muss.

Erst Unregelmäßigkeiten in der inneren Struktur signalisieren dann eine eventuelle Gefährdung. Besonders der Vergleich mit früheren Untersuchungsergebnissen (Ultraschallbildern) kann hier schon einigen Aufschluss über ein ungesundes Wachstum bringen.

Spätestens an dieser Stelle ist der Urologe gewillt, besonders wenn es sich um eine Wiederholungsuntersuchung mit verstärkten Anzeichen handelt, eine Biopsie, also eine Gewebeentnahme durchzuführen.

Peter WeitzelDiagnose Prostatakrebs – was nun?

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Die Prostatabiopsie – Diagnose mit Risiken

Eine Biopsie ist alles andere als harmlos und kann den weiteren Krankheitsverlauf auf dramatische Weise beeinflussen. Hier kann die erste Entscheidung darüber fallen, ob aus unserem – wie Prof. Julius Hackethal schreibt – Haustierkrebs ein Raubtierkrebs wird [1].

Da es bei einer Prostatabiopsie einiges zu beachten gilt, habe ich hierzu einen gesonderten Artikel verfasst: Prostatabiopsie: 3 Nebenwirkungen – Risiken – Erfahrungen

Die DNA-Bildcytometrie (DNA-ICM) – Diagnose von aggressivem Krebs

Die DNA-ICM ist wohl das erste und bisher einzige Diagnoseverfahren zur objektiven Absicherung der Aggressivität des Prostatakrebses.

Nach dieser Methode wird angenommen, das Prostatakarzinom entstehe durch die Änderung der Anzahl von Chromosomen pro Zelle (Aneuploidie = eine Genommutation, bei der einzelne Chromosomen zusätzlich zum üblichen Chromosomensatz vorhanden sind oder fehlen; Gegensatz: Euploidie), die im Wesentlichen aus DNA bestehen.

Mit diesem Test könnten endlich alle Männer, die keinen aggressiven, schnell wachsenden Tumor haben, einer Operation und damit auch einer Verstümmelung entgehen. Sie ergrauen in Ehren, weil der entdeckte Krebs bei ihnen harmlos ist und die Prognose keine Auswirkungen auf die Lebensqualität erwarten lässt.

„Hurra!“, möchte man schreien, „Jetzt werden nach der Diagnose nur die wirklich gefährdeten Männer operiert oder bestrahlt.“

Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn diese DNA-ICM-Tests sollen an ein Programm namens Active Surveillance (aktive Überwachung) gekoppelt werden.

Nach der erstmaligen Eingruppierung als insignifikanter, also harmloser Krebs nach diesem Test, sollen alle Patienten im Takt von 18 bis 24 Monaten zu einem neuen Test bei ihrem Urologen erscheinen.

Na gut, das nehmen wir doch gerne auf uns, wenn wir damit unsere Lebensqualität erhalten können. Aber: Jeder neue Test kommt nicht ohne eine erneute Biopsie aus. Und diese zerstören langfristig unsere Prostata.

Die Skelettszintigrafie zur Diagnose von Metastasen

Die Skelettszintigrafie als bildgebendes Verfahren ist notwendig, um eventuelle Knochenmetastasen zu erkennen oder auszuschließen. Prostatakrebsmetastasen setzen sich erfahrungsgemäß zuerst am Skelett fest.

Anders als beim herkömmlichen Röntgenverfahren wird bei dieser Untersuchung keine äußere Strahlenquelle benutzt. Aufgenommene (getrunkene oder gespritzte) radioaktive Substanzen verteilen sich im Körper. Dabei werden bestimmte Gewebearten unterschiedlich schnell angereichert, beispielsweise die Knochen zuerst.

Diesen Effekt macht man sich zunutze, indem die von der radioaktiven Substanz im Körper ausgehende Strahlung aufgefangen und sichtbar gemacht wird. Das gesamte Skelett wird in Vorder- und Rückansicht dargestellt.

Wir sehen dann auf den Szintigrafie-Bildern aus wie geröntgte, altägyptische Mumien. Der Spezialist kann sehr eindeutig erkennen, ob sich bereits Metastasen abgesetzt haben. Natürlich erst ab einer Größe, die etwa 20 bis 30 Mio. Krebszellen entsprechen.

Die aufgenommene radioaktive Substanz kann verständlicherweise nicht wieder aus dem Körper entfernt werden. Sie muss zerstrahlen.

Damit ist die Strahlenbelastung recht hoch. Sie kann genau berechnet werden. Eine herkömmliche Röntgenuntersuchung des gesamten Skelettes würde uns jedoch wesentlich höher belasten und käme wohl gar nicht erst in Frage.

Einige verantwortungsvolle Mediziner lehnen diese Diagnosemethode ab, weil die Ergebnisse im Verhältnis zur Belastung in keinem vertretbaren Verhältnis stehen.

Die Untersuchung der Prostata per mp MRT

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mp MRT) ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, mit dem sich Tumore und ihre Metastasen sehr gut diagnostizieren lassen. Sie arbeitet ohne radioaktive Strahlung.

Hierbei wird ausgewertet, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Gewebearten, vor allem durch ihren unterschiedlichen Wassergehalt, gegenüber starken Magnetfeldern verhalten. Es entstehen Schnittbilder der entsprechenden Körperregion. Durch das Zusammensetzen der Schnittbilder ist eine dreidimensionale Darstellung möglich.

Mich persönlich überkam ein beklemmendes Gefühl, in einer so engen Röhre zu liegen. Zudem musste ich mit meinen 90 Kilogramm Körpergewicht meine Schultern schon sehr einziehen, um hineinzupassen. Dabei ist der Magnetresonanztomograph sicher nicht nur für Japaner gebaut.

Die einzige optische Verbindung zur Außenwelt ist ein um 45° geneigter, kleiner Spiegel über dem Kopf, mit dem man das Geschehen außerhalb des Rohrendes verfolgen kann. Wegen dem technisch bedingten lauten Knattern erhält man einen Gehörschutz.

Eine mp MRT dauert inklusive einiger notwendiger Unterbrechungen normalerweise rund 30 Minuten.

 

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, mit denen sich eine Prostatakrebs Diagnose ohne eine Biopsie mehr oder weniger sicher stellen lässt. Mehr dazu lesen Sie in meinem Ratgeber Prostatakrebs.

Häufige Fragen zur Diagnose von Prostatakrebs

Kann man Prostatakrebs am Blutbild erkennen?

Am Blutbild kann man Prostatakrebs nicht direkt erkennen. Allerdings gilt eine PSA-Konzentration von mehr als 4 ng/ml im Blut als Indiz für einen vorhandenen Tumor. Es ist ratsam, zusätzliche Untersuchungen wie eine mp MRT durchzuführen, um die Diagnose zu bestätigen.

Kann man Prostatakrebs mit Ultraschall erkennen?

Das Erkennen von Prostatakrebs per rektaler Ultraschall-Untersuchung (TRUS) ist möglich, aber nicht zuverlässig genug. Bei einem Verdacht sollten unbedingt ergänzende Untersuchungen wie eine MRT folgen.

Kann der Arzt Prostatakrebs ertasten?

Mit der herkömmlichen, digital-rektalen Untersuchung (mit dem Finger durch das Rektum) allein kann der Arzt Prostatakrebs nicht mit Sicherheit ertasten. Sollte er so Knoten und Verhärtungen an der Prostata fühlen, sind weitergehende Diagnoseschritte erforderlich.

Wie untersucht der Urologe die Prostata?

Der Urologe untersucht die Prostata, indem er den Finger durch das Rektum einführt und das Organ vorsichtig nach eventuell vorhandenen Knoten abtastet. Die Tastuntersuchung sollte man nur durch einen erfahrenen Arzt durchführen lassen.

Was ist besser: Eine Biopsie oder MRT?

Die MRT ist gegenüber einer Biopsie der Prostata zumindest im Hinblick auf die Gesundheitsgefährdung die bessere Wahl. Die Magnetfelder, die bei der MRT-Untersuchung aufgebaut werden, gelten als unbedenklich, während bei der Gewebeentnahme regelmäßig Nebenwirkungen auftreten.

Wann wird eine MRT der Prostata durchgeführt?

Eine mp MRT der Prostata wird immer dann durchgeführt, wenn Voruntersuchungen (PSA-Test, TRUS) einen Krebsverdacht ergeben haben. Die mp MRT ist gegenwärtig eine der zuverlässigsten Methoden zur Diagnose von Prostatakrebs.

Quellen:
  1. Hackethal, Julius: Keine Angst vor Krebs, München 1987
  2. S3-Leitlinie Prostatakarzinom 6.2 (10/2021)
  3. Literatur- und Quellenverzeichnis
Peter WeitzelDiagnose Prostatakrebs – was nun?

Bestsellerautor Peter Weitzel rät:

"Überstürzen Sie nichts und lassen Sie sich keinesfalls zu einer Operation, Bestrahlung oder Hormontherapie drängen – es drohen Impotenz, Libidoverlust und schwere Spätfolgen. Diese schonenden Behandlungs-Alternativen sollten Sie daher unbedingt kennen." Jetzt informieren…

Prostatakrebs