Peter F. Weitzel

Was ist die Brachytherapie bei Prostatakrebs?

Die Brachytherapie bei Prostatakrebs ist eine Behandlungsmethode, bei der die Bestrahlung der Prostata nicht wie üblich von außen her erfolgt, sondern von innen. Hierzu werden in das Organ sogenannte Seeds implantiert, die als Strahlungsquelle dienen.

Erfahren Sie in diesem Artikel unter anderem, wie der Ablauf der Brachytherapie ist, welche Nebenwirkungen auftreten können und unter welchen Voraussetzungen diese Behandlungsmethode für Sie infrage kommen kann.

Wie wirkt die Brachytherapie?

Um Schädigungen des gesunden Gewebes zu minimieren, ist man neben der herkömmlichen, äußeren Bestrahlung des Prostatakrebses noch einen anderen Weg gegangen: Die innere (interne) Bestrahlung. Der Wissenschaft und Technik sind ja heute fast keine Grenzen mehr gesetzt.

Der Grundgedanke ist, innerhalb der Prostata eine Strahlenquelle zeitweilig zu aktivieren, die das umliegende Krebsgewebe unmittelbar vernichtet. Sinnvoll ist diese Methode jedoch nur, wenn der Tumor die Organgrenzen der Prostata noch nicht überschritten hat.

Der Abbau der vernichteten Zellen erfolgt dann auf natürlichem Weg durch unseren Organismus.

Zwei Hauptwege dieser als Brachytherapie bezeichneten Bestrahlungsmethode (griechisch: brachys = kurz) werden heute beschritten, nämlich die

  • LDR-Brachytherapie (low dose rate = geringe Strahlendosis) und die
  • HDR-Brachytherapie (high dose rate = hohe Strahlendosis).
Peter WeitzelProstatakrebs – was nun?

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Die LDR-Brachytherapie – Ablauf und Nebenwirkungen der Bestrahlung

Bei der LDR-Brachytherapie werden kleine, strahlende Metallstifte, sogenannte Seeds (englisch seeds = Samenkörner) eingepflanzt. Sie verbleiben für immer in der Prostata.

Insgesamt werden 50 bis 100 Seeds implantiert, die vorwiegend radioaktives Jod-125 enthalten. Sie bilden um sich herum jeweils eine kugelförmige, strahlendurchsetzte Zone von wenigen Millimetern Durchmesser, in deren Bereich alle Zellen, gute wie böse, vernichtet werden. Nach etwa 180 Tagen sind die Seeds verbraucht und strahlen nicht mehr.

Diese Methode der Bestrahlung wird wegen ihrer geringen Belastung, einfachen Ausführung und der relativ geringen Nebenwirkungen immer stärker nachgefragt. In den USA zählt die LDR-Brachytherapie inzwischen zu den Standardverfahren und überwiegt gegenüber der operativen Prostataentfernung.

Noch liegen seit der verbreiteten Einführung Mitte der 1990er Jahre keine verlässlichen Daten vor. Man geht aber von der Annahme der Gleichwertigkeit der Erfolgsquote mit der Operation aus und glaubt an eine große Zukunft dieser Methode.

Der Ablauf der LDR-Brachytherapie ist wie folgt:

  1. Nach einer bildgebenden Erfassung und genauer Vermessung der Prostata wird ein 3D-Computerplan zur optimalen Platzierung und somit der Dosisverteilung erstellt.
  2. Bei dem nun folgenden ambulanten Eingriff unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie (Schmerzblockade über das Rückenmark) werden mehrere Punktionsnadeln durch den Damm in genaue Positionen in die Prostata eingeschoben.
  3. Brachytherapie bei Prostatakrebs: Überwachung der Bestrahlung am Computer
  4. Durch diese Sonden werden die vielen kleinen Seeds entsprechend dem Computerplan und unter Ultraschallkontrolle genau platziert.
  5. Nach einer bis eineinhalb Stunden ist die ganze Prozedur überstanden. Die Sonden werden gezogen, die Wunden versorgt und der Patient kann nach einer Erholungsphase die Klinik meist noch am gleichen oder am nächsten Tag verlassen.

Das Sitzen dürfte anschließend einige Zeit schwerfallen. Blasen- und Enddarmentzündungen als Nebenwirkungen werden in der Fachliteratur jedenfalls als harmlos und kurzzeitig dargestellt. Die Inkontinenz- und Impotenzraten werden geringer als bei der Prostataoperation angegeben. Aber es gibt diese Fälle hier ebenso in erheblichem Umfang.

Ähnlich wie bei der Prostatabiopsie wird das Organgewebe durch die bis zu 20 Punktionsnadeln in der kastanienkleinen Prostata erheblich verletzt. Krebszellen gelangen so in den Blutkreislauf und in die Lymphbahnen.

Die Frage ist also, ob die radioaktive Strahlung vor Ort die Krebszellen vernichten kann, bevor dieser Fall eintritt, die Seeds also schneller eingesetzt werden können als der Blutstrom die Zellen wegspült.

Außerdem werden die durchströmenden Blut- und Lymphbestandteile radioaktiv, die wiederum in alle Gewebearten und Organe weitergetragen werden und dort ebenfalls strahlen. Es ist schon erstaunlich, was ein menschlicher Körper alles ertragen kann.

Nach Ablauf von einem Monat erfolgt noch einmal eine Computertomografie zur Kontrolle. Ist alles in Ordnung, dann verlangt dieses Verfahren keine weiteren Maßnahmen. Eine regelmäßige Beobachtung ist dann ausreichend.

Die Behandlung gilt als erfolgreich, wenn der PSA-Wert nach zwei Jahren nicht angestiegen ist.

Die HDR-Brachytherapie – Bestrahlung mit hoher Dosis

Die HDR-Brachytherapie, auch als HDR-Afterloading bezeichnet, hat über die Behandlung anderer Tumore den Weg zur Prostatakrebstherapie gefunden. Sie wird vorwiegend bei Patienten mit einem Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium ohne Fernmetastasen entwickelt und eingesetzt.

Erst seit der Jahrtausendwende steht dieses Verfahren zur Verfügung. Von der Untersuchung und Vermessung über die Computerplanung bis hin zur Platzierung der Punktionsnadeln ist der Ablauf ähnlich der LDR-Brachytherapie. Lediglich die Apparatur ist modifiziert.

Ein Katheter entlastet die Blase, weil die Behandlung längere Zeit beansprucht. Die Strahlenquelle mit Iridium-192 auf einer dünnen Lanze wird nacheinander durch die vielen, vorher platzierten Punktionsnadeln in die Prostata eingeführt, wo sie nach einem Gesamtbestrahlungsplan jeweils eine bestimmte Zeit belassen wird, um das Gewebe durch eine hohe Strahlendosis zu zerstören.

Das Ganze wird mit einem Computer gesteuert, um das Personal nicht zu gefährden und die Bestrahlungszeiten präzise einzuhalten.

Gehandhabt wird die HDR-Brachytherapie in den einzelnen Kliniken recht unterschiedlich. Einige kombinieren sie generell mit einer äußeren Bestrahlung, andere bevorzugen eine Monotherapie. Eine Wiederholung in kurzen Zeiträumen ist aber immer für eine nachhaltige Wirkung erforderlich.

Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Innerhalb von 48 Stunden sind vier Anwendungen mit Pausen von sechs Stunden üblich. Die Punktionsnadeln verbleiben so lange in der Prostata. Andere Einrichtungen bevorzugen eine dreimalige Wiederholung innerhalb von drei Wochen. Zwischenzeitlich ist der Patient zuhause.

Die dreimalige Wiederholung der Einführung der Sonde durch den Damm stelle ich mir allerdings nicht gerade erbaulich vor. Um den Krebs einzudämmen, nimmt mancher Mann selbst das lieber in Kauf. Der gesamte Eingriff dauert etwa anderthalb Stunden.

Ist eine zusätzliche Bestrahlung vorgesehen, dann entspricht diese in ihrer Dauer der externen Strahlentherapie. Die Dosis kann aber geringer ausfallen.

Die regelmäßige PSA-Wert-Bestimmung ist auch hier weiterhin geboten. In der relativen Kürze der Zeit seit der Einführung liegen hier noch weniger Daten für die Wirkungen und Nebenwirkungen vor als bei der LDR-Brachytherapie und noch gar keine für die Langzeitergebnisse und Langzeitfolgen.

Weil die Strahlung dem Krebs folgt und über die Prostata hinausgeht, trifft sie natürlich auch gesundes Gewebe. Spätere Operationen sind aber wegen dem bereits fortgeschrittenen Stadium sowieso nicht indiziert. So können wir von den gleichen, vielleicht auch stärkeren Nebenwirkungen ausgehen als bei der Seed-Implantation.

Kritisch sehe ich die Definition der Zielgruppe. „Fortgeschrittenes Stadium ohne Fernmetastasen“ ist schon in sich etwas widersprüchlich und tritt wohl nicht allzu häufig auf.

Gefährlich wird es jedoch, wenn ein Rezidiv auftritt. Operationen kommen nicht mehr infrage und bei Bestrahlung würden die verbliebenen Ferritkerne zu glühen beginnen. Vor etwa einem Jahr rief mich ein verzweifelter Leser an, dem genau das widerfahren war.

Das Fazit: Brachytherapie – Ja oder Nein?

Die Brachytherapie ist eine moderne Methode der Bestrahlung bei Prostatakrebs und wird hinsichtlich der Heilungschancen als gleichwertig zur äußeren Strahlentherapie und zur radikalen Prostataentfernung gesehen – und das bei geringeren Nebenwirkungen und Spätfolgen.

Dennoch ist es ein guter Rat, die Entscheidung für oder gegen eine solche Therapie sorgfältig abzuwägen.

Zudem gibt es weitere Möglichkeiten, mit denen Prostatakrebs auf eine schonende Weise behandelt werden kann. Mehr dazu lesen Sie in meinem Ratgeber Prostatakrebs.

Häufige Fragen zur Brachytherapie

Wann ist eine Brachytherapie bei Prostatakrebs möglich?

Eine Brachytherapie (innere Bestrahlung) ist immer dann möglich, wenn der Prostatakrebs noch nicht über die Organgrenzen hinausgewachsen ist. Wegen den relativ geringen Nebenwirkungen ist sie eine gute Alternative zur herkömmlichen, äußeren Bestrahlung.

Wie lange dauert eine Brachytherapie?

Die Seed-Implantation dauert bei der LDR-Brachytherapie nur etwa 60 bis 90 Minuten. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Der Patient kann im Normallfall spätestens am nächsten Tag wieder nachhause.

Wie lange gibt es Nebenwirkungen nach einer Brachytherapie?

Die typischen Nebenwirkungen der Brachytherapie (Reizungen der Prostata, des Enddarms und der Harnwege; etwas Blut in der Samenflüssigkeit und im Urin) halten nicht lange an und klingen nach etwa 6 bis 8 Wochen ab. Gleiches gilt für seltener auftretende Blasen- und Enddarmentzündungen.

Wie schmerzhaft ist die Brachytherapie?

Die Brachytherapie an sich (Seed-Implantation) ist nicht schmerzhaft, da der Patient eine Vollnarkose erhält. Schmerzen können unmittelbar danach aufgrund von Reizungen der Harnwege, des Enddarms oder der Prostata auftreten, die jedoch behandelbar sind.

Wie viele Seeds werden implantiert?

Bei der Brachytherapie werden 50 bis 100 Seeds (radioaktive Metallstifte) eingepflanzt. Die genaue Anzahl wird zuvor berechnet und ist abhängig von der erforderlichen Strahlungsdosis und der Größe der Prostata.

Wie lange bleiben die Seeds in der Prostata?

Die Seeds bleiben für immer in der Prostata. Ihre Entfernung ist nicht nötig, da sie nach etwa 6 Monaten keine radioaktive Strahlung mehr abgeben.

Wo wird die Brachytherapie durchgeführt?

Die Brachytherapie wird in Kliniken für Strahlentherapie oder Radioonkologie durchgeführt. Zur Implantation der Seeds ist eine Narkose erforderlich, weshalb man einen kurzen Krankenhausaufenthalt von ein oder zwei Tagen einplanen muss.

Peter WeitzelProstatakrebs – was nun?

Bestsellerautor Peter Weitzel rät:

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